Alice x Faust Crossover
Donnerstag, der 37. März. Eine Alice, die sich im Wunderland verliert und auf verrückte Figuren trifft, die Goethes Texte sprechen? Genau so oder so ähnlich beschäftigte sich die Theatergruppe Jg. 9-13 des Gymnasiums Kleine Burg mit einem Crossover zwischen Carrolls „Alice im Wunderland“ und Goethes „Faust“. Eine klassische Inszenierung mit einem kleinen inhaltlichen Twist: Die Gruppe band Zitate aus „Faust“ ins inszenierte Wunderland ein und verknüpfte diese – eine spannende literarische Entscheidung. Vom bunten Hutmacher bis zur Herzkönigin und Grinsekatze – liebevoll gestaltete Kostüme mit vielen Details schmückten die Figuren. Figuren, die eigenständig im Prozess tiefergehend ausgearbeitet wurden.
Eine positive Gruppenenergie und Engagement spürte man bei allen Beteiligten auf der Bühne. Ich hatte jedoch den Wunsch nach einer tieferliegenderen Auseinandersetzung mit den Schnittpunkten zwischen Alice im Wunderland und Faust – wo sind außerhalb der eingebetteten Zitate mehr Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Inhalten der Geschichten zu erkennen?
Insgesamt ein gelungenes Stück einer tollen Spielgruppe (mit einer shisha-rauchenden Raupe)!
Selen Dede
Ganz schön verrückt
In ihrem Stück „Nun sag, wie hast du’s mit dem Wunderland“ kombiniert die Theatergruppe des Gymnasiums Kleine Burg die bekannte Geschichte von Alice im Wunderland mit Zitaten aus „Faust“ von Johann Wolfgang von Goethe.
Das Bühnenbild des Stückes ist zunächst zurückhaltend gestaltet und lädt das Publikum dazu ein, die Gruppe unvoreingenommen mit auf Alices Reise in das Wunderland zu begleiten. Später wird es von den beteiligten Figuren immer wieder umgebaut, wobei die Szenenwechsel flüssig verlaufen und es zu keinen Pausen für die Zuschauer kommt. Dadurch bleibt die Spannung das ganze Stück über erhalten.
Das Stück beginnt mit Alice, der Hauptfigur und ihrem Bruder. Ihr Bruder versucht vergeblich Alice über Goethe und sein bekanntes Werk „Faust“ zu unterrichten, Alice reagiert jedoch gelangweilt und zeigt kein Interesse. Als aus dem nichts eine Person, mit vielen Uhren behängt, im Publikum auftaucht und ruft, er sei viel zu spät, ist Alice wie gefesselt und versucht mehr zu erfahren. Alice kann ihre Neugierde nicht zurückhalten und folgt dem mysteriösen Mann durch ein Hasenloch ins Wunderland. In der nächsten Szene tauchen unsere bekannten und geliebten Charaktere aus dem Wunderland auf. Sie packen das Publikum mit Zitaten von Goethe und stellen sich den Zuschauern einzeln vor. Dabei verwenden sie mehrere Standbilder.
Die Handlung wendet sich anschließend und bekommt einen modernen Touch. Alice trifft auf die Raupe, die, während sie an einer Shisha zieht, Alice Fragen stellt und den Faustmonolog zitiert. Alice wirkt jedoch eher verwirrt und es entsteht ein lustiger Moment, als sie ohne Erfolg versucht an der Pfeife zu ziehen.
Nach einem kurzen Gespräch mit der Grinsekatze sehen wir den Hutmacher, den Aprilhasen, Alice und die Ratte, wie sie sich zum Teetrinken an einem Tisch versammelt haben. Nach einem geschwinden und eher surrealen Gespräch geht es in die nächste Szene über, in der, während die Figuren hastig für die nächste Szene umbauen, die Rote Königin vorgestellt wird. Sie zeichnet sich durch ihr autoritäres Auftreten aus und behaart darauf, ihre Diener gleich für die kleinsten Fehler zu köpfen. Der kleinlaute König hält sie jedoch davon ab.
Alice und die Rote Königin spielen Croquet, die Rote Königin beschuldigt Alice jedoch nach einem guten Schlag des Schummelns. Der König fordert, anstatt Alice zu köpfen, eine Verhandlung, bei der alle Charaktere einzeln aufgerufen werden, um als Zeugen befragt zu werden und über Alices Schicksal zu entscheiden. Der König und die Königin bilden dabei zwei amüsant gestaltete, vollkommen gegensätzliche Figuren.
In einer dramatischen Schlussszene taucht Alices Bruder im Publikum auf und versucht Alice durch Rufe aus dem Wunderland zurückzuholen. Sie wird jedoch von den anderen Figuren zurückgehalten und obwohl sie verzweifelt versucht zu entkommen, wird sie langsam hinter die Bühne gezogen und alles, was wir hören, ist ein letzter, lauter Schrei.
Die Kombination der Texte von Faust und der Geschichte von Alice im Wunderland gelingt dem Kurs trotz seines furiosen Spiels nicht ganz überzeugend. An vielen Stellen sorgen die Zitate von Goethe eher für Verwirrung und machen die Geschichte schwer verständlich, daher ist der Verlauf des Stücks als Geschichte von Alice im Wunderland nicht ganz kohärent. Die Aufführung punktet jedoch durch einfallsreiche und durchdachte Kostüme, um die Figuren aus dem Wunderland zum Leben zu erwecken und durch eine gelungene schauspielerische Leistung aller Darsteller, die vor allen Dingen die Verrücktheit der Figuren gut einfangen.
Johannes (Schüler 12.Klasse des Theodor-Heuss-Gymnasiums Göttingen)
Alice x Faust
„Nun sag, wie hast du’s mit dem Wunderland“ ist ein selbstverfasstes Theaterstück der gemischten Theatergruppe des Gymnasiums Kleine Burg, das den eigentlichen Plot von „Alice im Wunderland“ verfolgt und auf kreative Weise durch ausgewählte Zitate und Sätze aus „Faust“ ergänzt wird. Die Inszenierung (Spielleitung: Melanie Knop) bietet eine interessante Verbindung zwischen diesen beiden Geschichten und lädt die Zuschauer ein, in eine faszinierende und magische Welt einzutauchen.
Besonders bemerkenswert ist die Art und Weise, wie die Charaktere durch ihre Stimmen hervorgehoben werden. Jede Figur erhält eine einzigartige stimmliche Darstellung, die ihre Persönlichkeit und Motivation zum Ausdruck bringt. Während Alice in ihrer vertrauten naiven und abenteuerlustigen Art präsentiert wird, ergänzen die anderen Charaktere sie auf faszinierende Weise und schaffen eine vielschichtige Dynamik auf der Bühne. Die differenzierte Darstellung der Charaktere trägt zur Lebendigkeit des Stücks bei. Jede Figur hat ihre eigenen einzigartigen Merkmale und Eigenschaften, die sie von den anderen abheben.
Alice steht in diesem Stück treu zu ihrer ursprünglichen Darstellung und verkörpert die Unschuld und Neugierde der ursprünglichen Geschichte. Die anderen Charaktere, inspiriert von „Alice im Wunderland“ und ergänzt durch Zitate aus „Faust“, tragen zur Vielfalt und Komplexität der Handlung bei.
Die Inszenierung des Theaterstücks präsentiert beeindruckende Kulissen und Kostüme, die die märchenhafte Atmosphäre von „Alice im Wunderland“ gelungen einfangen. Der Bildaufbau schafft es, die beiden Welten von „Alice im Wunderland“ und „Faust“ geschickt zu verbinden und eine fesselnde Bühnenpräsenz zu schaffen.
Insgesamt bietet die Aufführung eine anregende Theatererfahrung, obwohl ich zugegebenermaßen teilweise Schwierigkeiten hatte, den Figuren und ihren Geschichten zu folgen. Die herausragende Stimmarbeit und die differenzierte Darstellung der Charaktere tragen auf jeden Fall zur Lebendigkeit der Inszenierung bei. Wenn man sich auf die surrealen Elemente und die originelle Interpretation einlassen möchte, kann man viel Freude an diesem Stück haben.
Yannik (Schüler der 12.Klasse des Theodor-Heuss-Gymnasiums Göttingen)