Na, hast du Spaß?
Generation Z: faul, handysüchtig, materialistisch.
Donnerstag, letzter Tag der Schultheaterwoche: Die zwölfte Klasse des Gymnasiums im Schloss Wolfenbüttel führt ihr Theaterstück „Gen Z“ im LOT auf. Eine wunderbar dynamische Vorstellung mit vielen Gänsehaut-Momenten.
Black. Die SchülerInnen betreten die Bühne nacheinander und bewegen sich ruckartig an Ort und Stelle, während durch die Lautsprecher Jugendwörter angesagt werden. Schließlich kommen sie in einem Pulk zusammen. Gleich wird deutlich, dass dieses Theaterstück nicht nur die rosigen Themen dieser Zeit darstellen wird.
Auch die darauffolgenden Szenen zeigen eine schaurig schöne Vielfalt im Zusammenspiel von Licht und Ton. Sie sind von Hektik, Durcheinander und Bewegung geprägt. Das Internet, welches zu Anfang noch ein angenehmer Ort der Ablenkung und des Angebots ist mit seinen Anzeigen, Videos und Werbungen, entpuppt sich bald als Falle, die einen zunehmend beeinflusst und beansprucht.
Das Potential zur Ablenkung durch ein Handy wurde von drei kleinen Gruppen dargestellt. Eng beisammen sitzend stellten sie jeweils die Möbel in einer Lernatmosphäre dar, während eine weitere Person den Anschein erweckt zu lernen. Immer wieder wird das Handy zur Hand genommen und das Lernen irgendwann gänzlich vernachlässigt. Auch die Anweisungen zur Pflichterfüllung aus dem Off werden ignoriert.
Diese Art von kreativem Figurenbau war häufig erkennbar und die Gruppe schafft es, immens viel aus wenigen Requisiten zu realisieren.
Ein absolutes Highlight dieses Stückes sind die Tanz-Sequenzen. Unglaublich dynamisch, unglaublich synchron. Sie waren einerseits schön anzusehen und verbreiteten andererseits eine Art von Terror und eleganter Brutalität. Rotes Licht, laute Musik, abstrakte Kriechbewegungen und immer wieder die Frage „Na, hast du Spaß?“, während sich die SpielerInnen inmitten der ZuschauerInnen befinden.
Immer mehr Katastrophenberichte über Anschläge, Umweltkrisen, Krieg und Pandemien lassen die auf dem Boden liegenden SpielerInnen aufschrecken. Mal bewegen sie sich in Gruppen, mal lösen sie sich und tanzen individuell. Besonders eindrucksvoll werden die Szenen vor allem durch ihre Abwechslung und Formation auf verschiedenen Ebenen.
Eine Choreografie mit Videos im Hintergrund sowie akrobatischen Elementen schließen eine harmonische Inszenierung ab.
Die Gruppe ist ein Musterbeispiel dafür, zu zeigen, dass Tanz und Theater eine dynamische und ausdrucksstarke Mischung sein können.
Also, ich hatte auf jeden Fall Spaß!
Maja (Schülerin, 12.Klasse des Theodor-Heuss-Gymnasiums Göttingen)
„Gen Z“ – hohe Dynamik und Tiefgang
Die Schüler*innen des Gymnasiums im Schloss Wolfenbüttel liefern mit ihrer tanztheatralischen Vorstellung einen energetischen Abschluss der Schultheaterwoche an der neuen Spielstätte des LOT-Theaters.
Der Prüfungskurs Darstellendes Spiel der Jahrgangsstufe 12 setzt sich in seinem Stück mit den Problemen auseinander, mit denen die „Generation Z“, die erste Generation, die mit Smartphones aufwächst, zu kämpfen hat.
Beginnend mit ganz banalen Jugendwörtern, zu denen alle Spieler*innen auf der Bühne tanzen, gewinnt das Stück von Szene zu Szene immer mehr an Tiefgang und reißt die Zuschauer*innen in seinen Bann.
In einer Szene des Stücks wird der Einfluss des Videoportals TikTok auf die Gen Z dargestellt, indem eine der Spieler*innen als Userin im Zentrum der Bühne dargestellt wird und von links nach rechts Spieler*innen verschiedene Videos inszenieren, die mit zunehmender Intensität und Geschwindigkeit auf sie zustürmen, bis sie schließlich überwältigt wird. Diese Szene übt gekonnt Kritik an den negativen Folgen des Videoportals TikTok für unser Gehirn, das durch die vielen, kurzen aufeinanderfolgenden Videos überlastet und dessen Konzentrationsfähigkeit negativ beeinflusst wird.
Diese Szene ist stellvertretend für die stets hohe Dynamik des Stückes, die Kreativität der Spieler*innen und die vielen abwechslungsreichen Szenen, die das Stück auszeichnen.
Neben den Folgen von Social-Media-Plattformen wie TikTok greift das Stück auch andere brisante gesellschaftliche und politische Themen auf, mit denen sich die Generation Z auseinandersetzen muss.
Nach dem Ende der TikTok-Szene verteilen sich die Spieler*innen während eines Blacks kriechend im Raum und es sind zu düsterer Musik verschiedene Katastrophenberichte zu hören, die unter anderem von Umweltkatastrophen und Anschlägen handeln. Die Spieler*innen liegen auf dem Rücken über die Bühne verteilt, immer wieder ertönt ein kurzes Vibrieren und Stroboskoplicht, passend dazu zucken die Spieler*innen in einer brillanten Choreographie zusammen. Diese Choreographie, die perfekt auf Licht und Ton abgestimmt ist, verstärkt die beklemmende Stimmung der Szene auf hervorragende Weise.
Die Licht- und Tontechnik ist in allen Szenen exzellent an das Geschehen auf der Bühne angepasst und die Bewegungen der Spieler*innen während der einzelnen Choreographien passen einwandfrei zur Musik. Alle Spieler*innen strahlen insbesondere während der Choreographien eine außerordentliche Spielfreude sowie Ernsthaftigkeit aus.
Insgesamt wurden in diesem Stück die Probleme der Generation Z auf eine spannende und mitreißende Art und Weise dargestellt, die alle Zuschauer*innen fesselte und aufmerksam zuhören ließ.
Ein großes Dankeschön an die Gruppe für dieses großartige, abwechslungsreiche Stück!
Kiwan Isa (Schüler drei 12. Klasse des Theodor-Heuss-Gymnasiums Göttingen)