Rezensionen zu „Dreep.“

How deep is your sleep? – Eine exzellente Auseinandersetzung mit dem Thema Schlaf 

„Dreep“ – der Titel klingt eigentlich viel zu trist, zu gothic, zu deep für dieses Stück, das in seiner belebenden Vielfalt und freundlichen Ruhe alles andere bietet als Versenkung, Absturz und Tod. Der Tod als der kleine Bruder des Schlafes hat die Schülerinnen und Schüler des DS-Kurses 12 der Hoffmann-von-Fallersleben-Schule  nicht interessiert, sie haben sich mehr mit der Kehrseite des Schlafes auseinandergesetzt, mit den Träumen, den surrealen Verwandlungen von Tagesresten, den Schlafpositionen und Schlafmöglichkeiten und den impulsiven Momenten beim Übergang von Tag zu Traum. 

Die Gruppe, von ihrer Spielleiterin Jette Ketelsen hervorragend angeleitet, hat eigene Erfahrungen mit Schlaf und Traum in einfache, doch nie klischeehafte choreografische Ideen umgesetzt, mit persönlichen Texten angereichert und überzeugend in einprägsame Bilder verwandelt. 

Der fließende, ruhige Rhythmus ergänzt in beeindruckender Weise das Thema Schlaf. Die Gruppe wirkt in ihrem Zusammenspiel außergewöhnlich harmonisch aufeinander eingespielt. Das Timing stimmt in jeder Szene. Alle Anspielungen sind klar kodiert, doch nie unterkomplex angelegt. Das Tempo passt. Die Szenen sind aus subjektiver Sicht hervorgegangen und dennoch als erkennbarer Teil eines Ganzen integriert. Die Übergänge klar gestaltet und sinnvoll überlegt. Das Spiel gerät an keiner Stelle ins Vage, die große Genauigkeit und Präsenz aller Teilnehmenden sorgt für einen gleichmäßigen, durchweg Aufmerksamkeit weckenden Spielfluss.

Obwohl zunächst zusammenhanglos präsentiert, ist das Video einer der Mitspielerinnen an so geeigneter Stelle positioniert, dass sein Inhalt zu einer Vertiefung des Themas führte. Die surrealen Bilder im Wald und unter Wasser erzeugen eine alptraumhafte Szenerie, die uns Zuschauer an eigene Träume erinnert. Der scheinbare Fremdkörper wird zu einem Abbild der eigenen Ängste. 

Besser kann Schultheater nicht sein, zumindest nicht in dieser Kürze der Zeit und mit einer so großen Anzahl an Teilnehmenden. Diese Produktion beeindruckt formal und inhaltlich gleichermaßen, bietet persönliche wie wissenschaftlich objektivierende Zugänge zum Thema und lotet – wie sich beim Nachgespräch herausstellt – auch die Möglichkeit, eigene Grenzen zu erkunden, aus.

Allein der abrupte Schluss bleibt als kleiner Wermutstropfen – er passt in seiner plötzlichen Mechanik und merkwürdigen Abgewandtheit vom Publikum nicht recht zum Stück. Daher auch der verzögerte Applaus, der dann aber umso herzlicher ausfiel.

Claus Schlegel

 

Von Traumerfahrungen, Schlafroutinen und Schlafproblemen

Das Theaterstück mit dem Titel „Dreep“ vom 22. Juli 2022, vorgestellt von einer 12. Klasse, handelt vom Schlaf und von Problemen beim Einschlafen. Das Stück dauert ungefähr 35 Minuten und ist damit eines der schlankeren Stücke. 

Bühne und Schauspieler

Das Bühnenbild ist sehr schlicht gehalten und kommt mit wenigen Requisiten aus, die sehr funktional ausgewählt wurden. Außer Kissen, Stühlen und einer Matratze befindet sich nichts auf der Bühne, was den Fokus sehr stark auf die Schauspieler lenkt. Diese haben während des gesamten Stückes eine sehr hohe Präsenz, werden nicht privat und halten durchgehend Körperspannung. Besonders gut gelingen synchron ausgeführte Bewegungen. 

Bedingt durch die große Anzahl an Schauspielern (ca. 20) werden Formationen wie der Pulk eingesetzt, um Gesprochenes zu verstärken und zwei verschiedene Persönlichkeiten darzustellen. Die Verteilung der Schauspieler auf der Bühne gelingt sehr gut, sodass ein gewisse Fülle entsteht. Diese hat eine besonders starke Wirkung, wenn die Schauspieler sich gemeinsam bewegen.

Allgemein ist ist das Theaterstück sehr ruhig angelegt, was den Zuhörer dazu bringt, sich wohlzufühlen, was beim Thema Schlaf bekanntlich von entscheidender Bedeutung ist. 

Storytelling 

Im Stück wird der Zuschauer mit verschiedenen persönlichen Erfahrungen mit Schlaf konfrontiert. Die Relevanz des Themas wird direkt zu Anfang mit wenigen relevanten Fakten zum Schlaf dargestellt, sodass das Interesse sofort geweckt wird. Dies liegt auch daran, dass jeder Zuschauer das Gefühl bekommt, persönlich davon betroffen zu sein. 

Inhaltlich geht es um persönliche Traumerfahrungen, Schlafroutinen und die Probleme beim Nicht-Einschlafen-Können. Diese werden dadurch dargestellt, dass eine Person erzählt und die anderen im (Schlaf-)Freeze verharren. Nachdem eine Geschichte erzählt ist, ändert sich die Position. 

Ein kleines Manko ist das Ende des Theaterstücks, welches sehr abrupt und unerwartet kommt. Dies könnte natürlich auch gewollt sein, wenn so das Aufwachen dargestellt werden soll. Besser wäre in dem Fall jedoch eine Ausleuchtung der Bühne gewesen. Das überraschende Ende überschattet jedoch keineswegs die vorher präsentierte Leistung der Schauspieler. 

Technik

Technisch lässt sich das Theaterstück fast ausschließlich loben. Die Musik wurde perfekt zu den Bewegungen und dem Thema ausgewählt und scheint sich an die Schauspieler anzupassen. Sie ist zudem ebenfalls sehr ruhig und dient der Atmosphäre. Das einzige technische Problem war, dass eingespielter Text manchmal in der Musik unterging und so nicht zu verstehen war. Meistens aber war die Lautstärke gut angepasst und auch das Zusammenspiel mit im Hintergrund abgespielten Videos ist beeindruckend gut gelungen und war stets gut getimt. Eine gute Medienkompetenz wurde definitiv bewiesen. 

Leider waren die Farben auf der Präsentationsfolie nicht besonders gut zu erkennen, was mit der Farbe des Vorhangs zusammenhängt und sich daher auch nicht einfach beheben lässt, aber Spielraum zur Verbesserung lässt. 

Zusammenfassung 

Abschließend lässt sich sagen, dass das Theaterstück gut durchdacht und noch besser präsentiert wurde. Kleinere technische Patzer und Verbesserungsvorschläge täuschen hier nicht über die Qualität der Produktion hinweg. Die Leistung der Darstellerinnen und Darsteller war dauerhaft auf einem hohen Niveau. 

Das Stück ist jedem zu empfehlen, der keine Hauptrolle braucht, um ein gelungenes Theaterspiel zu beobachten. Mit seinen schlanken 35 Minuten wird deutlich, dass die Länge keineswegs entscheidend für ein gutes Stück ist. 

Julian Heine (Theodor-Heuss-Gymnasium Göttingen)

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