Von Raupen, Rosen und ganz vielen Sternen
„Nur du wirst Sterne haben, wie sie niemand hat“ verkündet uns eine leicht mystisch verzerrte Stimme im Kleinen Haus des Braunschweiger Staatstheaters. Und Sterne bekamen wir dank der 10ku vom Gymnasium im Schloss aus Wolfenbüttel tatsächlich viele zu sehen: ein Sternenhimmel im Hintergrund, szenische Sternmomente auf der Bühne und viele Stars, die uns mit ihrem sehr präsenten und körperlich ausdrucksstarken Spiel zu überzeugen wussten.
Die Kulturprofil-Klasse hat sich einen Klassiker des Schultheaters vorgenommen – Antoine de Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ – und daraus ihr ganz eigenes Theaterstück „Von Raupen und Rosen“ entwickelt. In einer selbst erarbeiteten Szenenfolge, die sich aber am Inhalt der Original-Erzählung orientiert, setzt sich die Gruppe vor allem auf bildlicher und körperlicher Ebene mit Motiven und Themen aus „Der kleine Prinz“ auseinander. Dabei werden Bilder gezeigt, die Räume für Assoziationen schaffen und jedem individuelle Deutungszugänge ermöglichen. Uns Zuschauenden hilft dabei immer wieder die mystische Stimme aus dem Off, die bekannte Zitate aus dem Original-Text wiedergibt und somit die Stationen der szenischen Bilder-Reise miteinander verknüpft.
Und so sehen wir Kinderspielzeug, das lebendig wird, aber mit dem gar nicht gespielt werden darf, weil sich die Erwachsenen nicht mehr an ihre Kindheit erinnern können. Wir erleben eine Yoga-Stunde, in der eine Frau die Ruhe sucht, sie aber durch ihre eigene Unruhe durchgängig stört. Wir sehen schwere Rucksäcke, die getragen werden: Die Last des Alltags, die man mit sich trägt und von der man sich befreien muss – „Was wichtig ist, sieht man nicht!“ In einer Albtraum-Szene werden wir mit den Ursprüngen von Ängsten (der Performer*innen?) konfrontiert: z.B. Spinnen, Schlangen und…ja: Broccoli. Alle in Form von illuminierten und künstlerisch aufwendig gestalteten Objekten.
Das große Finale leiten Mondkälber mit einem vielstimmigen Gesang „traumhafter“ Klarheit ein – nur ein Vorspiel für das Abschlusslied, das mit Kraft und deutlicher innerer Überzeugung von den Performer*innen gesungen wird: „Von Planet zu Planet, fliegen wir durch Raum und Zeit!“. Begleitet werden sie dabei von Musiker*innen der Klasse – ein mitreißender Live-Moment.
Mit ihrer großen Präsenz, ihrer körperlichen Präzision und den intensiven Bildern haben uns die Schüler*innen auf eine sehr gelungene Reise durch das Theater-Universum mitgenommen. Und wir werden immer daran denken: „Wenn jemand eine Blume liebt, die es es auf zig Millionen Sternen nur ein einziges Mal gibt, dann reicht ihm ein Blick zu ihnen hinaus, um glücklich zu sein.“
Christian Krüger