Rezension zu „Sophokles‘ Antigone – das Blut der Götter“

Eine verhängnisvolle Götterwett

Auf der Bühne mehrere Leichen. Eine weinende Frau. Und die Götter stehen über allem und freuen sich schon auf ihre nächste Wette.

So endete die Tragödie „Antigone – Das Blut der Götter“, die von der AG Antikes Theater des Wilhelm-Gymnasiums Braunschweig in der Brunsviga gezeigt wurde. Der Text stammt aus Hand der Schüler*innen und ist an Sophokles‘ antikem Stoff orientiert. Eteokles und Polyneikes wollten sich eigentlich die Königskrone teilen, doch ihr Onkel Kreon intrigiert und sorgt für einen Streit zwischen den Brüdern. Das gefällt den Göttern Zeus und Hades, sind sie das ewige Schachspiel doch Leid und wollen lieber auf menschliche Geschicke wetten. So töten sich die Brüder gegenseitig und Kreon wird König, der verfügt, dass Polyneikes als Verräter nicht bestattet werden darf. Das will Antigone wiederum nicht, die dann für eine fast gelungene heimliche Beerdigung angeklagt wird – wobei das blutige Todesurteil durch ihren Verlobten Haimon, den Sohn Kreons, durch ein lebendiges Begraben ausgetauscht wird. Hades sorgt jedoch für ihren Tod und Haimon bekämpft Kreon, bis alle sich gegenseitig umgebracht haben – bis auf Ismene, die sich fragt, ob sie eigentlich die einzig Vernünftige in der Familie sei.

Ein schwerer, unübersichtlicher Stoff, den sich die Schüler*innen vorgenommen haben. Der Mut wird belohnt, zeigen sie doch an vielen Stellen eine emotionale Sprache, eine gelungene Mischung aus klassischen und neutral gestalteten Kostümen und viel Spielfreude. Die Schwertkämpfe sind wirksam choreografiert und sorgen für gestalterische Abwechslung, die Anspielung auf den Nachtkönig erkennen nur Insider. Leider geht durch die häufigen Blacks zwischen den Szenen sowie die teilweise langen Monologe, die einen Fokus auf Sprache statt auf den Körper setzen, das Spieltempo verloren und die Anschlüsse überzeugen nicht immer. Nichtsdestotrotz zeigen die Schüler*innen eine gute Performance und lassen sogar noch mehr Figuren sterben, als es die Vorlage verlangt, sodass den Zuschauer*innen die Katharsis gewiss ist. 

Melanie Knop

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