Warum rettet nicht eigentlich die Prinzessin mal den Prinzen?
Das Stück zeigt die Auseinandersetzung der Schüler*innen mit den Märchen ihrer Kindheit. Als junger Mensch kommt einem im Nachhinein das eine oder andere doch komisch vor. Auch die Zuschauer*innen konnten Fragen angeben, die vor dem Stück von den Spieler*innen notiert wurden. Die Bühne wird komplett besetzt von diesem großen Darstellenden Spiel-Kurs. Sie sitzen verteilt mit grünen Zetteln in der Hand. Darauf stehen die Fragen, die sie vor dem Stück vom Publikum bekommen hatten und lesen diese vor. Dann schneller Wechsel zur Aufstellung in Formationen. Die Gruppe tanzt aufgeteilt in vier Blöcken synchron zur Musik. Die Bewegungen sind aus Szenen der Märchen übernommen. Es ist eine sehr starke Szene, die Gruppen tanzen zueinander versetzt, aber innerhalb synchron. Es folgen einzelne Szenen, die Märchen unter verschiedenen Aspekten beleuchten, wie zum Beispiel Stereotype, Gut und Böse, Romantik und Moral. Es gibt eine Talkshow, um die Stereotype zu hinterfragen, eine performative Szene mit abschließenden Rap mit eigenem Text, um das Böse zu feiern, ein modernes Rotkäppchen mit gutem Ende, ein Vortrag zur Romantik mit Vergleich, wie Märchen heute aussehen würden und ein abruptes Ende für Schneewittchen. Beendet wird das Stück wieder mit der Tanzszene, die umgestellt und verändert wurde. Die Tanzszenen umrahmen das Stück und zeigen, wieviel Power in den Spieler*innen steckt.
Es war sehr kurzweilig, unterhaltsam und hat uns Zuschauende berührt, da wir ja alle mit diesen Märchen vertraut sind. Als wir gefragt wurden, ob Schneewittchen vom Jäger umgebracht werden soll und es viele Ja-Rufe aus dem Publikum gab, während die meisten noch überlegten, kam jeder Rettungsversuch zu spät. Mit einem lauten Knall wurde Schneewittchen erschossen. Das fühlte sich seltsam an, wie aber auch bei Rotkäppchen, als wir die ganze Zeit auf den Übergriff von Herrn Wolf gewartet haben. Märchen modern, das Böse feiern und “Warum rettet die Prinzessin eigentlich nicht mal den Prinzen?” haben uns neben Lachen und Staunen auch zum Nachdenken gebracht.
Eine weitere Herausforderung hat die Gruppe ebenfalls gemeistert. Fünf Krankheitsausfälle mussten kompensiert werden. Zwei ehemalige Schülerinnen habe ausgeholfen und noch am selben Tag die Rollen und Choreos einstudiert (Chapeau!) und auch aus den eigenen Reihen mussten Parts übernommen werden.
Auch dadurch wurden, gar nicht stereotyp, weibliche und männliche Rollen ganz durcheinander besetzt, was einen besonderen Charme hatte, weil einfach kein Gewese drum gemacht wurde. Danke für diesen unterhaltsamen Abend und die Reise zu unseren Märchen.
Anja Nies