Freund und Feind in der Kampfnudel-Arena
Auf dem Pausenhof ist regsames Gewusel, das kurz darauf in eine Choreografie mündet, aus der heraus die Zuschauer – brav und nett – begrüßt werden. Weißes T-Shirt – schwarze Jeans und alle hübsch artig – ist das die Schule der Zukunft oder sind wir auf einer Probe des Darstellendes Spiel-Kurses gelandet? Immer eindrucksvoller wird deutlich – hier wird mehr verhandelt als nur „Freundschaft“. Wer gehört zu wem? Wer darf mitspielen, wer aber nicht? Was macht ein Team eigentlich aus?
In der Szenencollage „Call me your friend?!“ nimmt uns der DS-Kurs aus JG. 12 der IGS Wallstraße, angeleitet von Susanne Gropp, mit in eine, nur scheinbar harmlose, „Spielewelt“. Denn hier wird schon knallhart ausgesiebt. „Schade, ich hätte fast gewonnen“, zum Schluss doch noch bewegt – ätsch – selbst der Gewinner wird schnell zum „Loser“, wenn sich die ganze Gruppe gegen ihn stellt. Wer wann wie und warum dazugehört oder ausgeschlossen wird, kann sich schnell ändern. Freundschaften sind schnell geschlossen, aber auch ebenso rasch wieder vergessen, wenn es um den eigenen Vorteil geht.
Die Spieler bewegen sich flink und mit geübter Körperlichkeit durch den Raum. Manchmal mit etwas zu leiser Stimme und noch ausbaufähiger Präsenz, aber immer zur Stelle, wenn der Einsatz gefordert ist. Besonders eindrucksvoll gelingt dies in einer Szene, in der erstmal gebastelt und korrigiert werden muss, bevor ein Halbkreis entsteht, der deutlich machen soll, wie ein Team funktioniert. Allerdings – ach –wenn die Darsteller von den „Halbkreisbauern“ wieder zum Leben erweckt werden, können sie sich – schade, schade – an nichts mehr erinnern. Genauso freut man sich zunächst, wenn klar wird, dass jeder auch mal aufs Podest gehört – leider triumphiert am Ende diejenige, die die anderen erst aufs selbige gehoben hat – wer hat hier also die „wahre“ Macht?
Eine Szene fällt etwas aus dem Rahmen – Shoppen gehen ist zwar sicherlich ein wichtiger Bestandteil der Schülerwelt, allerdings geht es hier eher um einen misslungenen Kassendiebstahl – wer hier Freund und Feind war, wurde doch sehr schnell deutlich und ließ die ansonsten im Stück vorhandene Doppeldeutigkeit und Tiefgründigkeit, mit der sich die Spieler mit ihrem Thema beschäftigt hatten, vermissen.
Da ist man doch froh, wenn es wieder um Wettkämpfe (eindrucksvoll und witzig mit Schwimmnudeln) und Jonglage-Shows geht und „winner“ und „loser“ wieder ausgecheckt werden müssen. Und endlich ziehen in die schwarz-weiße Schülerwelt auch bunte Farbkleckse ein. Eh klar – in der Disco darf jeder er oder sie selbst sein – der Leistungsdruck des Gewinnenmüssens ist endlich weg. Doch was ist das? Auch als bunte Individuen marschieren alle in einer Choreographie im Gleichschritt. Und der „Zuspätkommer“, der aus der Reihe tanzt, wird abgeführt. Da muss man wohl nochmal drüber nachdenken….
Ein warmer Applaus belohnt die engagierten Darsteller!
Agnes Koller