Eröffnungsveranstaltung der Schultheaterwoche
Zur Einstimmung des Publikums spielt die Bigband der Ricarda-Huch-Schule drei Lieder, wie Rihannas „S&M“. Die Schüler*innen musizieren toll zusammen. Das Publikum klatscht mit und spendet nach jedem Song wohlverdienten Applaus.
Matthias Geginat vom Arbeitskreis der Schultheaterwoche gibt mit einer kurzweiligen Rede den festlichen Rahmen der Eröffnungsveranstaltung und kündigt anschließend den Prüfungskurs DS der IGS-Peine mit ihrem Stück „Die Unterkurs Revolution“ an.
Und immer droht der Unterkurs
Beim Einlass zum Stück werden Tablets verteilt. Fünfzehn an der Zahl! Und natürlich ärgere ich mich, dass ich keins abbekommen habe. Denn zu groß ist die Neugier, was damit wohl passieren soll. Da beginnt auch schon das Stück. Die Spieler*innen kommen aus verschiedenen Richtungen und aus dem Publikum nacheinander auf die Bühne. Sie wiederholen einen Text und machen dazu eine Bewegung, die übertrieben absurd und dadurch interessant ist. Die Texte kommen mir, als Lehrerin, mehr als bekannt vor: die Wunder der Digitalisierung, der Lehrplan muss effizienter werden, Druck muss von den Schüler*innen genommen werden und Mobbing sollte es schon gar nicht geben. In dieser und in anderen Szenen machen die Spieler*innen deutlich, wie das Kultusministerium, die Schulen und wir Lehrkräfte ständig eine neue Sau durch das Dorf treiben und Schüler*innen unser Experimentierfeld sind, bei dem jede(r) nur das Beste will. Dabei fiel besonders die Schüler*innen-Maschine auf. Mit prägnanten Gesten wurde gezeigt, wie an Schüler*innen herumgewerkelt wird. Wissen vermitteln, Druck ausüben oder doch etwas Lob, um am Ende der Fertigung das „Werkstück“ ins Leben zu entlassen. Da kann schon auch bei den Lehrkräften eine Sicherung durchbrennen. Dabei kann effektiv arbeiten doch so einfach sein. Mitten im Theaterstück kommt ein Mitarbeiter auf die Bühne, um nochmal Hand ans Bühnenbild zu legen. Nach dem ersten Schreck stellt er sich als Schüler heraus, der Schule von der Hausmeisterseite beleuchtet und auch mit dem Publikum und den Lehrkräften darin ins Gericht geht und sie zum Arbeiten auf die Bühne holt. Da habe ich Glück gehabt, dass ich keinen Platz in der ersten Reihe bekommen habe, denn der überzeugenden Darstellung hätte ich auch nichts entgegenzusetzen gehabt und hätte fleißig Kisten gestapelt. Beim Digitalisierungsthema sprechen mir die Schüler*innen aus der Seele: Pac Man, Donkey Kong, Fortnite oder ein Ego-Shooter-Spiel werden doch der ernsten Arbeit mit Tablet und Co vorgezogen. Ich habe doch keine Wahrnehmungsstörung. Danke dafür! Schmerzlich mit anzusehen war die Unterrichtsstunde, die einem Drill auf dem Kasernenplatz ähnelte. Statt mit der Peitsche wurde mit dem gefürchteten Unterkurs gedroht. Mir taten die Schüler*innen leid. Die Rolle der Lehrerin hielt uns Lehrkräften den Spiegel vor. Haben wir nicht schon öfter mit der Notenkeule gedroht und Unterricht gehalten, der nicht zu unseren Sternstunden zählt? Ich habe das Leid der Schüler*innen gefühlt und auch das ganze Publikum, denn als zum Befreiungsschlag aufgerufen wurde und die Revolution begann, war die Erleichterung allen Zuschauenden anzumerken. Applaus und Zugabe-Rufe zum Ende des Stückes. Das Ende kam mir etwas zu schnell. Gerne hätte ich noch weiter der Revolution beigewohnt und gesehen, was die Schüler*innen sich wünschen.
Mit den Tablets im Publikum wurden Umfragen gemacht, deren Auswertung im Stück präsentiert wurde. Dem Wunsch des Publikums nach einer Zugabe wurde nachgegeben und das Stück noch einmal im Schnelldurchlauf gespielt. Das war eine witzige Idee und hat im Publikum nochmal ordentlich für Stimmung gesorgt.
Anja Nies