Rezension zu „Der Fall des Lamar Johnson“

Wie ist es unschuldig im Gefängnis zu sitzen? Nicht nur ein paar Tage oder Wochen, sondern über 26 Jahre lang. Der WPK der Oberschule Bad Harzburg hat sich mit dem Fall Lamar Johnson beschäftigt und das Publikum an diesem Schicksal Anteil nehmen lassen.

Das Stück beginnt mit einem Banküberfall. Ein beliebtes Thema im Schultheater. Dabei wird ein Wachmann schwer verletzt, später verstirbt er. Ein Schuldiger ist schnell gefunden: ein vorbestrafter Mann aus der Nachbarschaft ohne Alibi. Ab jetzt wird es von Szene zu Szene spannender zu sehen, wie der Kurs diese unfassbare, reale Geschichte für das Theater aufgearbeitet hat. Die Szenen wurden abwechslungsreich gestaltet. Die nachgestellte Gegenüberstellung und Zeugenaussage werden überspitzt komisch dargestellt. Die Gerichtsverhandlung hat die Absurdität des Prozesses eingefangen. Mit einer Tanzszene haben die 7 Schüler*innen ihre Vorstellungen des Gefängnisalltages gezeigt. Dazu hatten alle ein orangefarbenes State Prison Poloshirt an. Die Synchronität der Bewegungen, die kraftvollen Sprünge und das einheitliche Kostüm haben eine starke Szene erbracht. Die ganze Bühne wurde bespielt bis ganz nah ans Publikum heran. Umso kontrastreicher und eindrücklicher wirkte die Gefängnisszene. Ein Leben auf engem Raum. Dargestellt durch getragene Karten ziehen die Jahre vorüber. Eine Szene, die uns ohne Worte berührt. Es folgt Action: Protestmärsche durch den ganzen Theaterraum. Das Stück endet mit einem Happy End, obwohl zur Fertigstellung des Theaterstücks noch nicht absehbar war, dass es auch im wirklichen Leben so kommen würde.

Der Wunsch der Spieler*innen wurde Wirklichkeit, denn zwei Wochen vor der Premiere des Stückes wurde Lamar tatsächlich frei gesprochen.

Ich danke den Spieler*innen für dieses Stück, das mich am Schluss zu Tränen gerührt hat.

Anja Nies

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