Rezensionen zu „Macht“

Macht macht Macht 

Die Klasse 10ku des Gymnasiums am Schloss Wolfenbüttel hat sich unter der Leitung von Adrian Haack in ihrer Inszenierung der wichtigen und komplexen Thematik der „Macht“ gewidmet und war bemüht, die verschiedenen Facetten von Macht und deren Auswirkungen auf das Individuum und die Gesellschaft auf eindringliche Weise darzustellen. Zunächst ist es sehr lobenswert, dass sich die Schüler*innen das Thema der Macht aufgreifen und verhandeln wollen, da sich diese Entscheidung aufgrund der Komplexität und Vielschichtigkeit des Thema als eine Herausforderung herausstellen kann.  

Dieser Herausforderung stellten sich die Performenden und überzeugten durch ihre Ausdrucksstärke und ihre zielgerichtete Umsetzung der tänzerischen Elemente. Besonders beeindruckend fand ich die Art und Weise, wie sie die Auswirkungen von Manipulation und Kontrolle auf das Leben der Menschen körperlich und choreographisch dargestellt haben. 

Der bewusste Verzicht auf lange Dialoge innerhalb der Inszenierung und die starke Fokussierung auf die körperlich darstellerische Ebene verhalf den Zuschauenden dazu, in den choreografischen Momenten unterschiedliche Bilder und Assoziationen in unseren Köpfen zu evozieren. In den einzelnen Szenen am Anfang, in denen die Performenden Sätze sprechen und an das Publikum adressieren, wird der Pessimismus und ihre individuelle Machtlosigkeit deutlich, da sie feststellen: „Es wird immer schlimmer. Ich bin egal. Es wird sich eh nichts ändern. Wir sind machtlos.“ Sie teilen ihre Besorgnisse, Frustration und Ängste mit den Zuschauenden. Während der vorgetragenen Sätze schaue ich in das Publikum und sehe viele nickend zustimmende Köpfe. Die Performenden sprechen aus, was das Publikum denkt und treffen den wunden Punkt. 

Sie zeigen, durch welche Dynamiken Macht ausgeübt wird, wie es zu Abhängigkeits- und Überlegenheitsverhältnissen kommen kann und schließlich in beispielsweise Machtmissbrauch, Machthierarchisierung oder in Ein- und Ausschlüssen münden kann. Besonders positiv fielen auch die Szenen mit choreografischen Elementen und der Auswahl der Musik auf, die gut durchdacht waren und passend zur Inszenierung gewählt wurden. Das Stück konnte vor allem auch durch eine klare dramaturgische Linie überzeugen, die die Zuschauenden durch das Stück führt und somit die emotionale Bindung zum Publikum ermöglicht. 

Alles in allem bot die Inszenierung eine interessante Auseinandersetzung mit einem gesellschaftlichen und politischen Thema der Macht und war eine hervorragende Möglichkeit für die Performenden, ihre darstellerischen Fähigkeiten in unterschiedlichen Weisen wirkmächtig zu präsentieren. 

Ecem

„Macht“ – Ein eindringliches Stück, das zum Nachdenken anregt

In der 53. Braunschweiger Schultheaterwoche wird das Stück „Macht“ von der Kulturprofilklasse 10ku des Gymnasiums im Schloss Wolfenbüttel am 07.06.2023 im Quartier aufgeführt. Gezeigt wird eine Inszenierung, die sich mit Macht und ihren Auswirkungen auf die Gesellschaft beschäftigt. Die durchaus talentierten Schülerinnen und

Schülern schaffen unter der Regie von Herrn Adrian Haak eine 40-minütige Darbietung, die das Publikum begeistert und gleichzeitig nachdenklich stimmt.

„Macht“ ist ein Stück, das zum Dialog über gesellschaftliche Verantwortung und den Umgang mit Macht aufruft. Es schafft, komplexe Themen auf eine zugängliche Art und Weise zu behandeln und regt das Publikum dazu an, über die eigenen Wertvorstellungen und die Auswirkungen von Macht nachzudenken. Durch den cleveren Lichteinsatz im minimalistisch gehaltenen Bühnenbild treten die weißen

Holzkästen und bunten Tücher als multifunktionale Requisiten in den Hintergrund und legen den Fokus ganz auf die Schauspieler*innen und ihre starken Leistungen. Die Schüler*innen verkörpern verschiedene Charaktere, die unterschiedliche Positionen der Macht in verschiedenen Situationen repräsentieren, wie Machtstrukturen in der Liebe und Sexualiätat, Ohnmacht, Work-Life-Balance, Egoismus, Beziehungsgefüge, Machtlosigkeit der jungen Bevölkerung im politischen System (Klima, Krieg,…), Machtausübung, Selbstbestimmung, Freiheit… Dabei ziehen sich mehrere Sequenzen eines Computerspiels wie ein roter Faden durch das Stück, sodass die Hilflosigkeit gegenüber eines willkürlichen Systems gekonnt in Szene gesetzt wird.

Der Regisseur Adrian Haack schafft es, mehrere verschiedene Zugänge zum Thema „Macht“ anzubieten und den Zuschauern so einen ganzheitlichen, in Kürze der Zeit jedoch leicht oberflächlichen, Überblick zu ermöglichen. Bezogen auf die Zielgruppe (ab Klasse 8) wäre es wünschenswert, die Handlungsstränge und Szenen noch stärker miteinander zu verweben, um die Intention deutlicher zum Vorschein zu bringen und dem Stück mehr Dynamik zu verleihen. Der Inszenierung gelingt es jedoch in jedem Fall, die Schüler*innen zu Höchstleistungen zu motivieren und eine Atmosphäre des Engagements zu schaffen.

Zusammen bringt die Kulturprofilklasse eine überzeugende Performance, die die Zuschauer*innen in den Bann zieht, denn die Inszenierung zeigt eindringlich, wie Machtmissbrauch unsere Gesellschaft zerstört und in der Zukunft auch zerstören kann. Oft

gelingt es, auf gesprochenen Text zu verzichten, da die Darstellung für sich spricht. Aber auch durch geschickte Dialoge, Monologe und Stimmen aus dem Off sowie durch emotional aufgeladene Choreographien werden Konflikte und Machtkämpfe deutlich. 

Besonders beeindruckend sind die Momente, in denen die Schüler*innen die Ambivalenz der Macht verdeutlichen. Sie zeigen auf, „was Macht mit uns macht“, zum Beispiel in einer Szene, in der eine Spieler*in einer Mitstreiter*in Hilfe anbietet. Die Mitstreiter*in nutzt die „Schwäche“ der Spieler*in und ihre neu gewonnene Machtposition direkt aus und bringt die helfende Spieler*in wortwörtlich zu Fall.

Ein weiteres Highlight des Stückes ist die musikalische Untermalung. Die Songs, die dem Publikum teils bekannt sind (z.B. Girls just wanna have fun), verstärken die emotionalen Momente und verleihen dem Stück eine zusätzliche Intensität. Die Schüler*innen zeigen auch hier ihr durchaus beeindruckendes Talent im Tanz und der Synchronität ihrer Bewegungen und sorgen so für Gänsehautmomente.

Insgesamt ist „Macht“ eine sehr empfehlenswerte Inszenierung, die das Publikum fesselt und mit starken darstellerischen Leistungen überzeugt. Das Stück bietet eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Macht. Das Engagement der Schüler*innen sowie die gekonnte Regiearbeit von Adrian Haack haben dieses Theatererlebnis zu einem rundum gelungenen Ereignis gemacht, alle Beteiligten können stolz auf ihre Leistung sein!

Enna Kuhnt

Hast du Macht?

Machtmissbrauch, Unterdrückung, Fremdbestimmung und Zukunftsangst. Die Kulturprofilklasse 10 KU des Gymnasiums im Schloss Wolfenbüttel setzt sich in ihrer selbstverfassten Inszenierung ,,Macht“ mit diesen Problemen auseinander. Entstanden ist eine machtvolle Darstellung dieser Themen, vor allem durch einprägende Gestik, Choreographien und Bilder.

Die Thematik von Machtmissbrauch und Fremdbestimmung wird gekonnt an einem manipulativen Spiel verdeutlicht, welches sich durch das ganze Stück zieht und an die bekannte Serie ,,Squid Game“ erinnert. Die jeweiligen Szenen dieses Spiels wechseln sich ab mit Tanzchoreographien und Bildern, die allgemein die Themen von Machtmissbrauch und Fremdbestimmung darstellen.

Zusätzlich kommt eine übernatürliche Gestalt zum Auftritt, die symbolisch für Macht steht.

Im gesamten Verlauf des Stückes sind sowohl das Bühnenbild als auch die Kostüme minimalistisch gehalten, jedoch trotzdem sehr ausdrucksstark. Durch die einheitlich schwarze Kleidung der DarstellerInnen wird eine gewisse Anonymität und Distanz geschaffen, die sich oftmals auch im Inhalt widerspiegelt: ein unpersönliches und distanziertes Verhältnis zwischen denen, die Macht ausüben und denen, die machtlos sind. Besonders bemerkenswert ist die vielseitige Verwendung der stark reduzierten Requisiten, die spielerisch kreativ und überzeugend eingesetzt wurden. So finden farbige Tücher Anwendung in fast jeder Szene, ob als Kennzeichnung der ausgewählten Spieler, symbolisch für das Leben  einer Person oder in den Choreographien.

Die DarstellerInnen überzeugen mit einer starken Ausstrahlung und unglaublicher Präsenz, die von der ersten bis zur letzten Sekunde der Aufführung gehalten wird. Die Darstellung von Machtmissbrauch, Fremdbestimmung und Ähnlichem wird insbesondere durch die ausdrucksstarke Gestik und Mimik verbildlicht. Durch faszinierende und kreative Choreographien und Bilder werden diese Themen hervorragend dargestellt und ermöglichen ein Verständnis für das, was sich nur schwer in Worte fassen lässt. Die Inszenierung bildet sich daher überwiegend aufgrund von Gestik und Mimik und die Sprache wird stark reduziert. Durch passende Musik- und Lichteffekte wird das Dargestellte gekonnt untermauert und fördert zusätzlich das Verständnis.

Besonders faszinierend: eine tänzerische Choreographie, in der mehrere Personen einzeln auf die Bühne kommen und ihnen jeweils das Leben genommen wird. Die Szene zeigt eindrucksvoll den schmalen Grad zwischen manipulativer Gewalt und Zärtlichkeit. Die Szene endet mit einem wirkungsvollen Schlussbild, bei dem die Personen übereinander auf dem Boden liegen. Durch das Entwenden der Tücher, die die Personen bei sich trugen, wird ihr Tod symbolisiert sowie ihre Machtlosigkeit in dieser Situation.

Eine sehr gelungene Inszenierung, die das Publikum vor allem durch die ausdrucksstarken und einprägendem Bilder fasziniert. Das Publikum wird zum Nachdenken angeregt, da die Themen eine hohe Aktualität haben und jeden direkt oder indirekt betreffen. Denn: Was bestimmt man eigentlich selbst und wer übt Macht über wen aus?

Nina Löschner (Schülerin 12.Klasse des Theodor-Heuss-Gymnasiums Göttingen)

search previous next tag category expand menu location phone mail time cart zoom edit close