Rezensionen zu „Exit“

Schwarze Kleidung, ein schwarzes Bühnenbild, alles ist dunkel. Nur eine Tür mit dem grünen Exit-Symbol und grüne Becher in den Händen der Spielenden hellen das düstere Bild ein wenig auf. So beginnt das dramatische Werk der Theater AG (Jahrgang 9-11) des Gymnasiums Gaußschule aus Braunschweig, das sich kritisch mit dem Thema Klimawandel auseinandersetzt. Das gelungene Stück wurde von den Schüler*innen selbst entwickelt, da Klimawandel für sie von großer Bedeutung ist: Zu Beginn des Schuljahres haben sie sich in einem Umweltprojekt mit dieser Thematik beschäftigt und diese nun als Schwerpunkt ihrer Inszenierung gewählt.

Die Elite aus Wissenschaft und Wirtschaft, die bei einem Gipfeltreffen zusammengekommen ist, um über die Reaktionen auf den Klimawandel zu konferieren, trifft sich. Durch ein Jahrtausendunwetter steht alles unter Wasser und auch der Konferenzraum ist langsam „Land unter“.

Die vierte Wand wird gelungen durch das pantomimische „Berühren“ des Bühnenrandes mit der flachen Hand etabliert und wirkt wie eine unsichtbare Glasscheibe, die ein Gefühl von einem verkehrten Aquarium (Wasser draußen und Luft drinnen) vermittelt, das sich langsam mit Wasser füllt.

Die Inszenierung überzeugt durch ihre bildstarken und intensiven Szenen. Diese zeichnen sich durch eine große Vielfalt an professionell umgesetzten theatralen Gestaltungsmitteln (chorisches Sprechen, Tanz, Pulk, Raumlauf,…) aus. Das Highlight ist ein tänzerisches Element, von einem der Spieler im Interview treffend „Wellentanz“ genannt, in dem sich die Spielenden mit Musik und blauem Licht untermauert in das Wasser verwandeln, welches das Aquarium füllt. So spitzt sich die Situation immer weiter zu und nimmt am Ende auch den begeisterten Zuschauer*innen die Luft. Gänsehaut pur!

Hannah Gfrerer

 

„Die Jugend interessiert sich nicht für Politik!“ Spätestens nach „Friday for Future“ und dem viralen Video von Rezo zur Klimaproblematik dürften nur noch wenige von dieser Meinung überzeugt sein. Das Ensemble des Gymnasiums Braunschweig schlägt hier mit prophetische Sicherheit in die gleiche Kerbe. Ein Jahr nach der Themenfindung und damit vor den oben genannten Ereignissen, präsentiert die Theater AG hier großes Schultheater. Durch den genialen minimalistischen Einsatz von Requisiten und einer leeren Bühne blieb den Künstler*innen, und anders kann man die 17 Darsteller*innen nicht nennen, genug Raum um ihre eigenen Ansichten zur Klimaproblematik zu verwirklichen und darzustellen.

In einem engen schwarzen Raum mit einer einzigen ausgeleuchteten „Exit“-Tür frönen die Vertreter der Industrie und Wirtschaft ihrem Reichtum unter dem Deckmantel einer Klimadiskussion. Immer mehr erkennen die Problematik, bis diese die Gruppe, in Form steigenden Wassers, einholt. Eine Stimme aus dem Radio informiert anhaltend über die Apokalypse außerhalb des Raumes. Mit einer schwarzen Zukunft endet das Stück und hinterlässt die Zuschauer*innen mit der düsteren Zukunftsprognose.

Die Schüler*innen schaffen es in den 35 Minuten mit herausragendem Tanztheater, durchdachten Sprechchoreographien, dem tollen Einsatz von fahlem Licht und kluger Musik ihre Figurenbiographie auf der Bühne zu etablieren und die steigende selbstverschuldete Verzweiflung glaubhaft rüberzubringen.

Das Theaterstück zeigt eindrucksvoll die Auseinandersetzung des Ensembles mit der Klimaproblematik und hebt durch den präzisen Einsatz theatraler Mittel die Professionalität der Gruppe hervor. Ich hoffe, dass die gezeigte Zukunft nicht die unsere ist. Das Stück selbst blieb spannend bis zum letzten Atemzug und ist einen Besuch auf alle Fälle wert.

Alexander König

 

Ein gewaltiges Thema, eine gewaltige Umsetzung.

Das selbstverfasste Stück zum Klimawandel stellt die Situation einer sich zuspitzenden Umweltkatastrophe dar, die Politiker und führende Vertreter aus der Wirtschaft und Wissenschaft hautnah erleben.

Mit wenigen Requisiten, aber dafür sehr effektiver Raumnutzung gelingt es der Gruppe, die Folgen und die unterschiedlichen Reaktionen auf die nahende und unausweichliche Klimakatastrophe eindrucksvoll zu inszenieren. Während das Wasser draußen höher und höher steigt, steigt drinnen im Konferenzraum die Angst um das nackte Überleben. Das intensive Spielen überträgt die Anspannung auf den gesamten Theaterraum.

Neben erzählerischen Komponenten kommt eine große Bandbreite theatraler Elemente zum Einsatz. Besonders eindrucksvoll ist der Wellentanz, bei dem die einzelnen Spieler*innen vom Zuschauer als gesamte Wassermasse wahrgenommen werden.

Die Dramatik spitzt sich von Minute zu Minute zu und die Gruppe strudelt dem unausweichlichen Ende entgegen, das zum Schluss nicht nur dem Zuschauer den Atem raubt.

Kristin Abeln

 

Was denken Sie eigentlich zum Thema Klimawandel?

„Noch können wir was tun?“- „Nichts?“ „ Alles?“

20 Schüler*innen der Gaußschule Braunschweig setzen sich in ihrem Theaterstück „Exit“ mit genau diesem brisanten und aktuellen Thema unserer Zeit auseinander.

Schwarz gekleidete Jugendliche mit einem grünen Becher in der Hand. So eröffnete das Stück im Kleinen Haus des Staatstheaters Braunschweig. Ein leeres, schwarzes Bühnenbild mit einer grünen Exit-Tür bot viel Spiel- und Bewegungsraum für die eingespielte Gruppe. Tiefgründige Fragen, wie „Was im Leben hat schon Garantie?“ forderten die  Zuschauer*innen zum Nachdenken auf! Sehr deutlich wurde der Diskurs zu dem Thema durch ausdrucksstarke Szenen, passend eingesetzte Brüche, performative und tänzerische Elemente und nicht zuletzt durch wohlüberlegte Wortwahl.

Sehr gut ist der Theater-AG gelungen, „eine zunehmende Enge in der Welt“ aufzuzeigen und besonders mitzufühlen. Dafür sorgten vor allem die schauspielerische Leistung der Jugendlichen und die sehr passend aufgebaute Dramaturgie.

„Die Tür bleibt zu- bringt doch alles eh nix“- schließt das Stück ab und hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack ohne Happy End. Doch vielleicht ist es genau das, was der Zuschauer benötigt, um sich der eigenen Verantwortung als Teil der Welt bewusst zu werden.

Alina Süßholz

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