Rezensionen zu „Lockdown“

Die vier kurzen Videos vom CJD Braunschweig persiflieren die neue gesellschaftliche Wirklichkeit,  die durch die Lockdown-Situation entstand. Neue Regeln beherrschen das alltägliche Dasein und beeinflussen unsere Realität, die nun durch Angst, Monotonie oder auch sogar neue Geschäftsideen geformt und verzerrt wird.

Dramaturgisch sinnvoll beginnt die Reihe mit dem Vorstellen der Abstandsregel, die hier mittels eines deutlichen Messgeräts und dem abstandbedingten Zuwerfen wichtiger Hygieneartikel karikiert wird, wobei die Kompositionsmethode ,Wiederholung‘ extra deutlich bei dem Produkt ,Seife‘ verwendet wird. Im zweiten Clip persifliert eine Schülerin geschickt Verkaufssendungen, wobei sie sich mit unterschiedlichen Akzenten und Dialekten und wenig Kostümierung in verschiedene YouTube-Typen verwandelt. Eine ansprechende Kameraführung zeigt sich hier in der Wahl der Einstellungsgrößen und der Schnitt führt zu einer passenden Dynamisierung. Als Drittes wird der Fokus auf Angst und Panik gelenkt, welche die Umstellung in eine neue Lebenswirklichkeit mit sich bringt. Stimmig ist die Idee, die Beschränkung des gewohnten Wohlstands mit einer Art Lebensbedrohung im emotional karikierenden Spiel gleichzusetzen. Anschließend wird der triste Alltag einer Verkäuferin gezeigt, die gelassen das hamsternde Verhalten ihrer Kundschaft kommentiert. Filmische Mittel wie Texteinblendungen, die das gesprochene Wort ersetzen und ein überbetontes Piepen der Kasse tragen zur Ästhetik dieser Darbietung bei. Zu guter Letzt wird eine dramaturgische Klammer gesetzt durch die noch fehlende Regel: das Händewaschen.

Zu bemängeln ist, dass Videos teilweise im Hochformat gefilmt wurden, wodurch das Bild unangemessen beschnitten wird. Insgesamt beweisen die Schüler*innen Kreativität und Humor in der schwierigen Lockdown-Situation.

von Sebastian Schrader

Desinfektionsmittel als Droge

Wir alle leben gerade in einer schwierigen Zeit – im Schatten der Corona-Pandemie, die die ganze Welt beherrscht. Es ist auffällig, dass wir alle in Gewohnheiten eingeschränkt sind, die bis vor kurzem noch normal waren.

Diesen Einschränkungen, mit denen wir uns heutzutage beschäftigen müssen, ist die Theatergruppe aus Braunschweig sehr eindrucksvoll nachgegangen.

Zu Beginn ist ein Vorhang zu sehen, aus dem die Hände der Spieler*innen hervortreten. Aus denen fallen die Masken und Desinfektionsspender heraus.

Bei der nächsten Szene betritt eine Spielerin namens Fabienne das Bild. Sie stellt die AHA-Regel dar (hier „AH“ geschrieben). Vor ihr steht eine andere Spielerin, die jedoch nicht zu sehen ist. Fabienne holt einen Zollstock heraus, mit dem sie zwei Meter Abstand zwischen sich und der anderen Spielerin abmisst. Danach wirft die unbekannte Person Fabienne viele Desinfektionsmitteln sowie auch Tücher, Seife und Handschuhe zu, die sie in ihre Tasche einpackt. Als letztes wird ihr eine Tasche mit einem Stock gegeben, wobei der 2-m-Abstand eingehalten wird. Dafür gibt Fabienne der anderen Spielerin ihre Tasche mit Geld.

Diese Szene sieht wie eine typische Drogen-Deal-Szene aus. Drogen sollen die Rolle eines einzigartigen und wichtigen Produktes spielen. Nur anstatt von Drogen wird mit Desinfektionsmitteln und anderen Hygiene- Produkten gedealt. Es zeigt, dass diese Produkte während der Corona-Pandemie an Bedeutung und Wert gewannen. Das liegt vor allem daran, dass in Supermärkten und anderen Geschäften in der Zeit des Lockdowns solche Produkte ausverkauft waren. Diese Inszenierung wird auf eine witzige und jugendliche Weise dargestellt und ist auch sehr gut verständlich für den Zuschauer.

Zu Beginn der zweiten Szene tritt eine junge Frau namens Lisa-Marie auf. Der Titel lautet „Der Petprotect 3000“. In der Szene wird die Maske nicht nur als Schutz für Menschen beworben, sondern ebenfalls für Tiere, denn auch sie sollen geschützt werden. Diese Szene wird sehr kreativ inszeniert. Obwohl man sieht, dass es sich um ein- und dieselbe Person handelt, machen die Verkleidungen klar, dass es verschiedene „Kunden“ sind, die das Produkt „Petprotect 3000“ weiterempfehlen.

In der nächsten Szene ist eine Spielerin namens Paula zu sehen, die offensichtlich eine sehr gepflegte und schön aussehende Frau sein will. Aufgrund der Corona-Pandemie ist auch sie „gezwungen“, ihr Haus sehr sauber zu halten, auch wenn sie das Putzen nicht unbedingt leiden kann. Mimik und Gestik spielen hierbei eine bedeutsame Rolle. Indem sie deutliche Emotionen zeigt, erreicht sie eine überzeugende Spielweise. Zusätzlich passt die Kleidung sehr gut zu ihrer Figur.

Der nächste Aspekt, der uns alle während des Lockdowns betrifft und auch hier dargestellt wird, sind die geschlossene Geschäfte. Für Frauen, die gerne shoppen gehen, ist das eine „Katastrophe“, die inakzeptabel ist. Die Spielerin hat auch hier den Charakter der Figur gut dargestellt.

Die vorletzte Szene beschäftigt sich mit den begrenzten Produkten, die Menschen im Alltag brauchen. Im Lockdown konnte man zum Beispiel nicht wie gewohnt unbegrenzte Mengen an Mehl kaufen. Jeder Kunde hatte die Möglichkeit nur eine oder maximal zwei Packungen zu kaufen. Das hat das Leben auch schwerer gemacht.

Zum Schluss wird noch ein Ratschlag oder eine Erinnerung an das 20-sekündige Händewaschen gezeigt, denn das ist eine der wichtigsten Hygiene-Regel in unserer Zeit.

Insgesamt finde ich das ganze Video sehr kreativ und gut dargestellt. Die Musik im Hintergrund verstärkt die Wirkung der Dramaturgie und der Situationen. Die Situationen sind gut verständlich für die Zuschauer*innen und die Spieler*innen wirken glaubwürdig. Ich kann das Video weiterempfehlen.

von Anna, Schülerin des THG Göttingen

Erinnerungen an den Lockdown

Die Corona-Pandemie hat unser Leben drastisch beeinflusst. Sie erschwert uns viele banale alltägliche Situationen, wie das Einkaufen oder das Besuchen eines Nagelstudios oder Friseurs.

Die elfte Klasse des CJD Braunschweig Gymnasiums stellt mit dem Film „Lockdown“ Situationen, die heute am Ende der Pandemie ganz anders aussehen, auf eine kreativen Art und Weise nach.

Der Einstieg in den Film besteht daraus, dass viele Stimmen aus dem Off „Endlich raus aus dem Lockdown“ rufen. Passend dazu erscheinen im Anschluss Hände aus den Vorhängen, die aufeinanderfolgend jeweils einen Mund-Nasen-Schutz auf dem Boden werfen und damit die Befreiung nach dem Lockdown zeigen.

Im Laufe des Filmes wird eine witzige und zugleich unangenehme Situation an der Kasse nachgespielt, die sicherlich jeder von uns schon einmal erlebt hat: Eine Schülerin schlüpft in die Rolle einer Kassiererin, die den Kunden mehrmals verständlich machen muss, dass der Einkauf mehrerer Desinfektionsflaschen oder Einweghandschuh-Verpackungen nicht möglich ist.

Die geschilderte Situation wird in ein normales Jugendzimmer versetzt, wobei der Schreibtisch in eine Kasse umgewandelt wurde. Gut gelungen ist die Stimme aus dem Off, die dem Zuschauer die Gedanken der Kassiererin übermittelt.

Sowohl die Mimik als auch die Gestik der Schauspieler ist sehr deutlich und passend zu den einzelnen Situationen. Zum Beispiel verstärkt Paula mit ihrer Mimik und Gestik in ihrer Szene die Dramaturgie und das Gefühl der Besorgnis. Die Szene wirkt dadurch sehr lebendig und authentisch und ist somit gut nachvollziehbar für den Zuschauer.

Ich finde den Inhalt der Inszenierung interessant und gut gewählt. Man kann sich mit vielen oder sogar allen Szenen identifizieren, da man diese Situationen im letzten Jahr mindestens schon einmal erlebt hat. Die Darstellung dieser Situationen ist gelungen und man kann diese sehr gut nachvollziehen. Die Kostüme und Spielorte sind, den Szenen entsprechend, passend gewählt. Insgesamt wird eine gelungene und authentische Darstellung der einzelnen Situationen geboten.

von Maha, Schülerin des THG Göttingen

Wie schlimm war der Lockdown wirklich?

Wie schlimm ist der Lockdown wirklich? Wie ernst zu nehmen sind die AHA-Regeln und wie nervtötend ist das Verweilen im eigenen Haus? Diese Fragen beantwortet die 11. Klasse des Wahlkurses Darstellendes Spiel vom CJD Gymnasium Braunschweig unter der Spielleitung von Anja Wehling.

Zu Beginn starten die Schüler*innen mit dem Spruch „Endlich raus aus dem Lockdown“ – passend zur jetzigen Post-Corona-Situation. Die Kurzfilme zeigen auf lustige Weise die Regeln des Lockdowns.

Der erste Kurzfilm behandelt die AHA-Regeln. Sehr humorvoll wird hier dargestellt, wie ernst man im Extremfall die Abstandsregel nehmen kann: mit einem Zollstock wird der Abstand zu der anderen Person des Treffens, die im Bild nicht zu sehen ist, abgemessen. Danach wirft diese dem im Video zu sehenden Mädchen Hygieneartikel wie Desinfektionsmittel oder Handschuhe zu. Was zu Beginn noch lustig war, ist aber nach Ende des 40 Sekunden anhaltenden gleichen Witzes nicht mehr recht lustig.

Im zweiten Kurzfilm wird der „Petprotect 3000“ vorgestellt – eine Maske speziell für Haustiere. Nach der Vorstellung des Produktes durch die witzig verkörperte Rolle einer Schülerin als Produktentwicklerin, werden einige Kundenbewertungen vorgestellt. Diese von derselben Schülerin gespielten Kundinnen erweisen sich als durchaus komisch.

Der dritte Kurzfilm handelt von einer Schülerin, die während des Lockdowns zu Hause die Krise kriegt. Vergeblich versucht sie sich von Putzen über Schminken bis zum Shoppen zu beschäftigen, bis sie bemerkt, dass alle Geschäfte geschlossen sind. Bei diesem Kurzfilm steht eindeutig die schauspielerische Leistung im Vordergrund. Sehr authentisch verkörpert die Schülerin eine zur Weißglut getriebene junge Frau.

Im letzten Kurzfilm wird von einer Schülerin eine Kassiererin gespielt, die sowohl Lebensmittel als auch Hygieneartikel entgegennimmt und über den Kassenscanner zieht. Das Bühnenbild, in diesem Fall die Kasse, wird mit einem Blankopapier, auf dem das Wort „Kasse“ geschrieben ist, dargestellt. Ebenso werden die Lebensmittel lediglich dadurch erkennbar, dass auf eine Packung ein Stück Papier mit dem Wort „Mehl“ oder „Hefe“ geklebt wird. Es ist nicht ganz deutlich, ob das eine echte Kassiererin darstellen soll oder ob hier jemand nur Kassiererin spielt. Nicht so richtig überzeugt dabei, dass die Effekte von der originalen Audiospur deutlich zu unterscheiden sind.

Am Ende, nach den Kurzfilmen, wird ein kleiner Clip eingeblendet, um daran zu erinnern, dass zu Hause immer die Hände gewaschen werden sollen.

Abschließend fällt auf, dass Regeln wie die zum Abstand oder Vorschriften im Supermarkt bezüglich der begrenzten Abgabe von Lebensmitteln, mittlerweile gar keine Rolle mehr spielen.

Bezogen auf die spielerische Leistung sind die Kurzfilme sehr unterschiedlich. Im Kurzfilm zwei und drei sind die beiden Schülerinnen besonders durch ihre Mimik und durch ihre Körpersprache positiv aufgefallen. Gleiches gilt für das Setting, welches besonders im zweiten Kurzfilm durch die vermeintlichen Haustiere und die Kostüme der Schülerin betont wird. Die Videos sind unterhaltsam, könnten aber an manchen Stellen etwas einfallsreicher und sorgfältiger inszeniert sein.

von Jeremias, Schüler des THG Göttingen

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