Rezensionen zu „Alexa“

Wenn IT die Kontrolle übernimmt

Was wäre, wenn künstliche Intelligenz plötzlich die Kontrolle über die Menschheit übernehmen würde? Mit diesem Thema hat sich die Theatergruppe der IGS Wilhelm-Bracke Braunschweig in ihrem Stück „Alexa“ auseinandergesetzt.

Zu Beginn wird ein sehr vertrautes Szenario der letzten Monate aufgegriffen. Verschiedene Gruppierungen treffen sich über eine Videochatplattform aus den unterschiedlichsten Anlässen. Ein Chatgruppe möchte über den Videochat eine Arbeitssitzung abhalten, eine weitere tauscht sich über den Umweltschutz aus, zwei Freundinnen sprechen über neue Interessen, die sie durch die Pandemie für sich entdeckt haben.

Besonders gut gelingt die Darstellung der unterschiedlichen Charaktere. Die Schauspieler*innen verkörpern ihre Rolle überwiegend sehr glaubwürdig, indem sie eine bestimmte Sprechweise, ein eigenes Sprechtempo, eine geeignete Mimik und Gestik während des gesamten Videos beibehalten. Dabei sticht besonders die Darstellung der hochnäsigen Architektin Dr. Fox hervor, die sich aufgrund ihrer Sprechweise und Mimik von den anderen Charakteren unterscheidet.

Nachdem sich die verschiedenen Gruppen einige Zeit miteinander über den Videochat ausgetauscht haben, tritt plötzlich eine „Person“ den Chats bei, die von niemandem identifiziert werden kann. Sie trägt den Namen Alexa und spricht mit einer Computerstimme zu den Personen im Chat. Die Chatteilnehmer*innen werden von Alexa unter Druck gesetzt, da sie in einer bestimmten Zeit unterschiedliche Aufgaben bewältigen müssen. Bestehen sie die Aufgaben nicht, veröffentlicht Alexa das dunkelste Geheimnis der Personen, die gescheitert sind.

Dieses Problem passt sehr gut in die heutige Zeit, da die Möglichkeit besteht, über die sozialen Netzwerke Inhalte innerhalb von Sekunden für die gesamte Welt zugänglich zu machen. Damit ist natürliche ein Risiko für jede Person verbunden, da auch Inhalte veröffentlicht werden können, die man lieber für sich behalten will.

Doch damit nicht genug. Alexa setzt nicht nur die Gruppen als Ganzes unter Druck, sondern auch eine Influencerin, welche Gamingcontent verbreitet. Sie muss entscheiden, ob sie selbst oder Alexa ihr dunkelstes Geheimnis veröffentlicht. In dieser Szene wird die Angst und die Verzweiflung der Figur gekonnt von der Schauspielerin dargestellt. Besonders die Mimik und Stimmlage werden sehr passend gewählt.

Als letzte Aufgabe muss die Gruppe ein Geheimnis dem „Verursacher“ zuordnen. Alexa probiert hier die Gruppe gegeneinander aufzubringen, was ihr bis zu einem bestimmten Punkt auch gut gelingt, da sich viele Charaktere gegenseitig beschuldigen. Trotz erster Unstimmigkeiten gelingt es der Gruppe, den Verursacher des Geheimnisses zu ermitteln und so die Aufgabe erfolgreich abzuschließen.

Das Stück „Alexa“ überbringt mehrere Messages gleichzeitig. Zunächst werden die Gefahren der sozialen Netzwerke aufgegriffen, die darauf aufmerksam machen, was man von sich veröffentlicht und was man lieber für sich behalten sollte. Außerdem wird angesprochen, dass häufig die Personen, die von sich behaupten, einen Heiligenschein zu tragen, es faustdick hinter den Ohren haben, wie man am Beispiel der Architektin im Stück sehen kann.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die angesprochenen Themen sehr gut szenisch und darstellerisch vermittelt werden. Die Gruppe ist sehr präsent und hat verschiedene Charaktere einzigartig dargestellt. Des Weiteren war aufgrund des gewählten Formats der Bezug zur aktuellen Situation sehr gelungen.

von Tim, Schüler des THG Göttingen

Spannung, Humor und eine wichtige Botschaft

Die Menschen benutzen tagtäglich die digitalen Netzwerke, um zu kommunizieren und um ihr Leben mit anderen zu teilen. Doch was passiert eigentlich, wenn die digitalen Netzwerke, auf die man so vertraut, deine dunkelsten Geheimnisse veröffentlichen und somit dein ganzes Leben zerstören können?

Der 12. und 13. Jahrgang der Wilhelm-Bracke-Gesamtschule in Braunschweig hat sich mit dem sehr aktuellen Thema „Digitale Welt“ auseinandergesetzt und versucht die Risiken von digitalen Netzwerken und Robotern wie beispielsweise „Alexa“ zu veranschaulichen.

Das Thema „Digitale Welt“ wird in dem Stück „Alexa“ durch verschiedene Videokonferenzen und mit unterschiedlichen Personen visualisiert. In jeder Videokonferenz sitzen mehrere Personen, die über den Tag,  ihren Stress, Neuigkeiten oder Sonstiges reden. Nach einer Zeit erscheint eine neue Person, die sich „Alex“ nennt. Diese stellt die Personen auf eine Probe, indem sie Aufgaben lösen müssen. Wenn sie diese als Gruppe nicht schaffen, werden ihre dunkelsten Geheimnisse in den sozialen Medien veröffentlicht.

Obwohl die Theatergruppe sehr wenige Requisiten benutzt, gelingt es ihr, das Stück spannend umsetzen. Das einzige, was an der Umsetzung mit den Videokonferenzen manchmal etwas stört, ist, dass man teilweise akustische Schwierigkeiten hat, weil die Verbindungen schlecht sind oder nicht jeder seine Kamera eingeschaltet hat.

Jede*r Schauspieler*in hat eine eigene Person für sich, die mit Hilfe von individuellen Kostümen und Charaktereigenschaften zum Vorschein kommt. Diese ganzen eignen Charaktere verleihen dem Stück etwas Spannendes und Humorvolles. Dennoch hätte ich mir bei einigen Schauspieler*innen etwas größere Redeanteile gewünscht. Hervorheben könnte man die „Gamer-Influencerin“. Sie hat eine sehr authentische Art und Weise zu spielen und hat mit überzeugenden Emotionen gearbeitet.

Das Stück „Alexa“ zeigt, dass man keine umfangreichen Requisiten braucht, um ein gelungenes Stück zu erstellen. Die Hintergrundmusik war nicht unbedingt nötig, dennoch passte sie gut zu dem Stück.

Dieser Theatergruppe gelingt es auf unterhaltsame Weise, den Zuschauern eine wichtige Botschaft zu übermitteln und sie zum Nachdenken zu bringen: Passt immer auf, was ihr aus eurem Leben in die Öffentlichkeit setzen wollt und was lieber privat bleiben sollte.

von Caroline, Schülerin des THG Göttingen

Die unsichtbare Macht der digitalen Assistent*in

Harmlos beginnt das Leben in der Welt Alexas. Verkauft wurde sie den Menschen als eine persönliche Unterstützer*in im Alltag. Wer kennt sie nicht, die allgegenwärtige digitale Assistent*in mit der etwas stakkatoartigen Stimme, die unser Leben vereinfachen soll(te)?!

In der Inszenierung des DS-Kurses Jg. 12/ 13 der Wilhelm-Bracke-Gesamtschule unter der Leitung von Franziska Teine zeigt Alexa jedoch nach und nach ihr wahres Gesicht, nachdem sie mit ihrer ruhigen Stimme zunächst als scheinbar harmlose Quizmaster*in in die unterschiedlichsten Videokonferenzen eindringt und die Teilnehmenden mit Aufgabenstellungen wie aus dem Nichts behelligt. Zunächst glaubt keine*r der spielerisch fein herausgearbeiteten Figuren, unter ihnen z.B. ein*e coole Influencer*in, arrogante*r Chef*in, überforderte*r Student*in, daran, dass Alexa als ernstzunehmende Instanz, als ein Gegenüber gelten kann, geschweige denn bösartige Absichten verfolgen könnte, jedoch werden alle Figuren im Verlauf der Handlung eines Besseren belehrt.

Souverän bedient sich der Film der unterschiedlichen Genres von der beiläufig wirkenden Soap über Thriller, Krimi, Science-Fiction zum Horror und hält uns ganz nebenbei den digitalen Spiegel vor Augen. Gerade durch unsere vermehrt eigenen Erfahrungen aus dem Homeoffice trifft der Film den Nerv unserer Zeit und wirft damit wichtige zeitgemäße Fragen auf:

·  Sind die Geräte, Features, digitalen Assistent*innen wirklich das, was sie vorgeben zu sein?

·  Wie viel geben wir im Internet über uns preis und wie sicher sind diese persönlichen Daten vor einem gefährlichen Zugriff geschützt?

· Bin ich eigentlich die Person, die selbstbestimmt handelt, wenn ich im oder mit dem Internet arbeite, oder werde ich durch die Reaktionen auf das, was ich mache oder wie ich mich zeige, zu einer Person, die ich nie sein wollte?

·   Wie viel Raum und Zeit gebe ich der digitalen Welt in meinem Leben?

· Agiere ich selbstbestimmt oder reagiere ich bloß, wenn ich digital unterwegs bin?

·   Wie zeige ich mich?

Zusätzlich zu diesen vielfältigen aktuellen relevanten Fragen, von denen nur einige oben genannt sind, kommen durch die einzelnen Episoden dramaturgisch-kompositorisch reizvolle Entscheidungen zum Einsatz, die das sich wandelnde Stimmungsbild der einzelnen Geschichten und Charaktere, u.a. durch die Parallelhandlungen – verbunden durch Alexas Forderungen – dramatisch zuspitzt. So entsteht zum einen durch die ständig wechselnden Einblicke in die unterschiedlichen Videokonferenzen und durch das parallele Agieren und Nebeneinander der Bilder eine beständige (Seh-) Überforderung. Es zeigen sich für unser Auge alltägliche Bilder – starke Bilder – jedoch zum differenzierten Betrachten des Einzelspiels z.T. zu kurze Bilder. Letzteres eine schlüssige Entscheidung, da der dargestellte Einzelcharakter fast ausschließlich im Sendungs- bzw. Empfangsmodus innerhalb der Kommunikation von Bedeutung ist. Hinzu treten die anachronistischen Brüche des rauschenden Fernsehbildschirms, der die Dramatik der Handlung rhythmisch begleitet und gleichzeitig auf die schon seit langer Zeit begonnene lange Geschichte des bewegten Bildes verweist, das uns bereits seit über 125 Jahren in seinen Bann zieht.

 

Eine starke, kurzweilige und anregende Inszenierung, die uns sowohl einen Außenblick ermöglicht als auch eine gleichzeitige Identifikation mit ausgewählten Charakteren evoziert. Man könnte ja schließlich auch einer von ihnen sein…

 

von Britta Strese

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