Alles nur ein Traum?
Der Grundkurs im 13. Jahrgang von der Ricarda-Huch-Schule Braunschweig (Spielleitung: Britta Strese) hat einen Videowalk über Spuren von Leben auf einem verlassenen Schulgelände gedreht. Die gezeigte Fassung ist die, die man persönlich vor Ort mitlaufen müsste, was coronabedingt leider nicht möglich ist. In diesem Videowalk konzentrieren sich die Schüler*innen vor allem darauf, mit den Zuschauer*innen zu interagieren, wobei sie Fragen stellen, die die/der gedachte „Zuschauer*in“ für sich beantworten könnte.
Das Format kreiert eine ungewohnte und spannende Atmosphäre, wobei der weitere Verlauf der Geschichte ungewiss bleibt.
Im Videowalk treffen wir auf eine Parallelwelt, die der eigenen Wahrnehmung des Ortes konträr läuft und damit eine weitere Wirklichkeitsebene öffnet. Die langsame und dunkle Musik wie auch die eingefügten Soundeffekte unterstreichen die Fremdheit und unwirklich erscheinende Wahrnehmung.
Zu Beginn wird die Aufmerksamkeit des Mitgehenden durch eine rhetorische Frage sofort geweckt. Die gewählte Filmperspektive, die fremd ist, weckt ebenfalls Spannung, da sie einem das Gefühl gibt, inmitten des Geschehens zu sein.
Zu den wenigen Requisiten gehören Gegenstände wie ein Hut, eine Flasche, ein Ball, ein großes Stoffpferd und ein Pferdespielzeug. Diese Requisiten werden im Videowalk verwendet, um das Gefühl des Ungewissen und des Mysteriösen zu verstärken. Diese helfen dabei, eine Parallelwelt zu schaffen und erzeugen Spannung, da sie einen großen Interpretationsspielraum ermöglichen.
In beeindruckender Ruhe redet die Schauspielerin mit der/dem Zuschauer*in mit langsamer und einfühlsamer Stimme, die dem Videowalk etwas Traumhaftes und Irreales gibt. Dieses Gefühl der Irrealität erzeugt ebenfalls Spannung, aber auch eine leise Komik.
Das Ende ist im Vergleich zum Anfang sehr abrupt, wobei die Zuschauer*innen die eben erlebte Parallelwelt nach den flehenden Worten der Schauspielerin, „Bitte verlass mich nicht“, allein zurücklassen. – Eine insgesamt aufregende Erfahrung!
von Phillip, Schüler des THG Göttingen
Du bist nicht alleine!
Seit Beginn der Corona-Pandemie wurde unsere alltägliche Routine komplett auf den Kopf gestellt: Wir müssen strenge Reglungen befolgen und das Leben wird plötzlich durch zahlreiche Bedingungen beschränkt. Glücklicherweise kommt langsam wieder etwas Normalität in den Alltag zurück und die unglückliche Situation neigt dem Ende zu. Wie würde es sich aber eigentlich anfühlen, wenn die Stadt komplett leer wäre? Oder im Supermarkt? Im Straßenverkehr? Vermutlich sehr ungewöhnlich und ruhig, aber sicherlich auch ein wenig unheimlich.
Der Darstellende-Spiel-Grundkurs im 13. Jahrgang von der Ricarda-Huch-Schule Braunschweig, unter der Spielleitung von Britta Strese, hat sich ebenfalls Gedanken über diese Vorstellung gemacht. Elsa Döring und Laura Bauerfeld haben ihre Kamera genommen und sind mit uns als fiktivem Begleiter über ein verlassenes Schulgebäude gegangen, die Inszenierung wird somit in Form eines Videowalkes präsentiert. So entstand das Stück: „Videowalk: Spuren von Leben“.
Die Anführerin gehen gemeinsam mit dem Publikum über ein verlassenes Schulgelände und währenddessen wird die Sicht aus ihrer Perspektive mit der Kamera aufgenommen. Man wird während des Films aus dem realen Leben für wenige Minuten entführt und landet auf einer unbekannten Umgebung, wo man aber trotzdem eine gewisse Geborgenheit verspürt.
Die Sprecherin hat eine sehr beruhigende und zugleich kräftige Stimme mit einem angenehm langsamen Sprechtempo. Sie sucht nach Spuren von Leben in dem verlassenen Schulgelände, begegnet dabei vielen surrealen und unwirklich erscheinenden Begebenheiten und teilt den Betrachtern ihre Wahrnehmungen und Gedankengänge mit.
Die Stimme aus dem Off versucht mit den Zuschauern über Distanz zu kommunizieren. Man kann spüren, dass sie die Nähe zu anderen Menschen aufsucht und diese Distanz überwinden möchte. Am Ende wird ihre Angst vor der Einsamkeit nochmal mit dem Satz „Lass mich nicht alleine“ verstärkt.
Die Naturgeräusche im Hintergrund verschaffen eine entspannende Atmosphäre. Man kann in den wenigen Minuten gut abschalten und die ganzen Stressgedanken aus dem Kopf entleeren. Durch das langsame Sprechtempo kann man sich auf jede einzelne Kleinigkeit konzentrieren.
Insgesamt fand ich die Idee des Stückes zunächst außergewöhnlich, aber dann doch sehr interessant. Die Umsetzung der Idee ist gelungen, wobei mir nur die Storyline etwas gefehlt hat. Ich konnte mich als Zuschauerin sehr gut in die Situation hineinversetzen und im Gedankengang der Sprecherin folgen. Meiner Meinung nach hat die Gruppe eine tolle Arbeit beigetragen.
Durch die Inszenierung ist mir nochmal klar geworden, wie sehr unser Alltag, teilweise auch im Unterbewusstsein, von der Pandemie geprägt ist. Doch wir halten alle zusammen und hoffen gemeinsam auf das Zurückkehren zur Normalität!
von Yijia, Schülerin des THG Göttingen